Gemeinde Oberstadion

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Geschichte von Oberstadion

Der Name „Oberstadion“ (526 m), sowie die ursprünglichen Bezeichnungen Stadegun (so urkundlich 1270), Stadgun, Stadigun, Stategun, Stadgen, Staggun, Stadegen, Stadigon, Stadgon, Stedgen, Stadyon...“ weisen auf den Bach „Stehen“ – ein langsam fließendes Gewässer - hin, der unterhalb des Dorfes vorbeifließt. Bach und Dorf werden heute noch im Volksmund gleicherweise “Stea” genannt.

Als recht junger Ort verfügte Oberstadion nur über eine kleine Gemarkung, die zudem etwa die Hälfte vom Schloss- und Pfarrkaplaneigut eingenommen wurde. Dennoch wuchs die Siedlung bis 1715 auf 17 bewohnte Häuser (ohne Schlossareal) an, von denen zwei als Bauernhöfe, alle anderen als Seldgüter anzusehen waren. Bühl, wohl schon seit dem Mittelalter mit Oberstadion fast zusammengebaut und mit ihm in Gemarkungsgemeinschaft, wird erstmals 1299 und wieder 1373 erwähnt. Es war sicher älter als Oberstadion, das möglicherweise auf seiner Gemarkung entstand. Bühl galt bis 1866 stets als eigener Wohnplatz. Seit 1869 wird Bühl Oberstadion zugerechnet, ist aber im Ortsbild noch sehr deutlich davon zu unterscheiden. Bühl, bestand 1715 aus 5 Bauernhöfen und 6 Gütle, von denen vier als ältere und zwei als jüngere Selden anzusprechen waren. 1826 standen 161 Bewohner von Bühl 201 in Oberstadion gegenüber. Sicher die älteste Siedlung auf Gemarkung Oberstadion ist der Weiler Rettighofen, obwohl erst 1373 als Retikofen erwähnt. Die ursprüngliche Form des Siedlungsnamens wird Ratingohofun gewesen sein, also etwa “Siedlung der Leute von Rato”. Rettighofen, 1715 aus 2 Höfen und 2 “Gütle” bestehend, letztere Selden gleichsetzbar, war allem nach immer ein Kleinweiler. Dass zwischen Rettighofen, Bühl und dem wesentlich jüngeren Oberstadion enge alte Zusammenhänge gegeben sind, geht auch daraus hervor, dass alle nur eine gemeinsame, zudem recht kleine Gemarkung hatten und haben. Der wenige Wald (ca. 20 ha), westlich von Rettighofen gelegen, war stets mit der Ortsherrschaft und deren Rittergut verbunden.

Oberstadion ist der Stammsitz der Herren und des sehr angesehenen Geschlechts „von Stadion“. Deren Geschichte lässt sich bis in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückverfolgen. Erstmals tritt 1270 im Gefolge der Grafen von Berg ein Herr Walter von Stadion auf, der sich nach seinem Besitzschwerpunkt in Oberstadion nannte. Eine Burg in Oberstadion ist erstmals 1373 bezeugt.

Schon 1080 wurde das Geschlecht “von Stadion” bei einem Ritterturnier in Augsburg erwähnt.

1309 beginnt die ununterbrochene Stammreihe mit Conrad von Stadion, Ritter, genannt: Dausmor (Dansmor), +1309, vermählt mit Hildegard, Vogtin von Summerau.
Er soll Stadion und Bühl (Puhel, Pühel) schon 1308/1309 erworben haben. Bühl wird erstmals 1299 erwähnt; es war sicher älter als Oberstadion, das möglicherweise auf seiner Gemarkung entstand.

Als Wappen erscheinen um 1340 drei übereinander liegende, gestürzte schwarze Wolfsangeln in goldenem Grund. Später werden die Farben vertauscht. Auf Grund dieses Wappens gehören die Herren von Stadion zu dem niederadeligen Sippenkreis der vom Stain, Boss, Pflummern, Seeburg und Salmendingen. Oberstadion, das eine verwickelte Besitzgeschichte im 13. Und 14. Jahrhundert aufweist.

Ab 1375 verkauften die „von Stadion“ ihre Besitzungen sukzessive an Biberacher und Ulmer Patrizier, wobei Oberstadion, Bühl und Rettighofen 1452 von Johann von Stadion („Hans, der Reiche“) zurück gekauft werden konnten.

Am 4. Juli 1452 übergab der Überlinger Johanniterkomtur Johannes Schenk von Stauffenberg die bis dahin der Überlinger Kommende gehörende Pfarrkirche dem von Hans von Stadion („dem Reichen“) gestifteten Johanniterhaus Oberstadion, „in dem so viele Ordenspriester leben sollten, als die Pfarrkirche ertrage“. Das Johanniterhaus solle allein dem Ordensmeister unterstellt sein. Doch blieb es anscheinend beim Plan. Ab diesem Zeitpunkt verblieb das Patronat der Kirche bei den Herren und Grafen von Stadion bis zum Aussterben der männlichen Linie 1908.


1466 wurde der erste Stein für ein neues Schloss mit „Graben“ und „Torhäuser“ gelegt und dieses von Grund auf neu erbaut. 1535 wurde der „Turm“ angebaut.

1469 trugen die „von Stadion“ Schloss und Dorf als Lehen dem Haus Österreich auf.

Kaiser Friedrich III. von Habsburg (1415-1493, ab 1452 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) erlaubte schon 1475 dem Dorf Oberstadion die Marktgerechtigkeit. Die Arkaden an Pfarr- und Kaplaneihaus stammen aus dieser Zeit, obwohl das Marktwesen in bescheidenem Rahmen blieb.

1489 gestattet Kaiser Friedrich III. auf Intervention von Erzherzog Sigismund von Österreich, Wilhelm von Stadion, in Oberstadion ein Halsgericht, Stock und Galgen aufzurichten, und verlieh ihm als Reichslehen den Blutbann.

König Maximilian (1459-1519, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1493 Herr der östrr. Erblande, Kaiser: 1508-1519) verlieh 1501 Wilhelm von Stadion als Gerichtsherr das Recht, Appellationssachen (Berufungssachen) selbst zu entscheiden.

1525 Beginn des Bauernkrieges. Die Bauern forderten anhand der Bibel “dass sie frei seien und frei sein wollen”. Ursache waren steigende Steuern, Einschränkung von Jagd und Fischerei.
Die Ober- und Unterstadioner Bauern gehörten zum “Warthauser Haufen” und zu den “Abgeordneten” der Bauern gehörte von Oberstadion Hans Schwitzer. Unter den Stadionschen Rebellen war der Schmied von Oberstadion der Wortführer. Dieser wurde am 1. April 1525 von den Bündischen (Ritter und Städte) gefangen genommen und in Ehingen eingekerkert. ...”.

1585 ist Alberweiler an die Herrschaft von Stadion übergegangen.

Schon 1612 war die Herrschaft kräftig verschuldet, was vor allem im späteren 17. Jh. zu Verpfändungen von Oberstadion, Bühl, Rettighofen, Mundeldingen und Mühlhausen führte.

Erst 1683 gelang es Hans Jakob von Stadion die Besitzungen wieder auszulösen.

1686 wurde Johann Philipp von Stadion, von der elsässischen Linie, in den Reichsfreiherrenstand erhoben (Freiherrendiplom vom 21. April 1686).

1693 starb die schwäbische Linie mit Josef Konrad von Stadion aus. Als Nachfolger war bereits Graf Theodor Althet Heinrich von Strattmann mit den Gütern belehnt worden. Strattmann hat die Lehen jedoch auf Grund eines Vergleichs, gegen einen Geldbetrag, an Johann Philipp von Stadion (1652-1741), von der elsässischen Linie, abgetreten. Johann Philipp von Stadion war zunächst Kanzler des Kurfürsten von Mainz, später als Politiker enger Mitarbeiter von Kaiser Karl VI.

Als 1695 die Familie Schad zu Warthausen erlosch, wurde 1696 Johann Philipp von Stadion vom Hause Österreich mit der Herrschaft Warthausen einschließlich 12 Ortschaften und ca. 3.160 Einwohner, belehnt. 1826/27 wurde Warthausen an den württembergischen Staat verkauft.
Der Sohn von Johann Philipp I., Anton Heinrich Friedrich von Stadion, war Stifter der Linie Stadion-Warthausen und dessen Bruder Johann Hugo Philipp der Linie Stadion-Thannhausen.

1697 kaufte der Domherr Georg Heinrich von Stadion die böhmischen Besitzungen Kauth, Neumark, Zahorzan und Riesenberg und etwas später Chodenschloss mit Klentsch. Die Besitzungen wurden 1944/45 durch den Tschechischen Staat enteignet.

1705 wurde Johann Philipp von Stadion in den Reichsgrafenstand erhoben.

1711 wurde das Grafendiplom auf die ganze Familie „von Stadion“ ausgedehnt.
Johann Philipp von Stadion, ergänzte seine Besitzungen durch die Herrschaften Mundeldingen, Hundersingen, Mühlhausen und Rettighofen.

1708 kaufte Johann Philipp von Stadion die reichsunmittelbare Herrschaft Thannhausen in Schwaben und gelangte dadurch das schwäbische Reichsgrafenkollegium.

Als 1729 von den Herren vom Stein (Stain) die Pfandherrschaft Emerkingen, bestehend aus je der Hälfte von Emerkingen, Unterstadion und Bettighofen, auslöste, erhielt diese Johann Philipp von Stadion.

1756 – 1777 wurde die an den von 1535 stammenden Turm angebaute Schlossanlage mit Lichthof erweitert und aufgestockt und 1756 mit einem mächtigen Dachstuhl des Oberstadioners Zimmermeisters Joseph Marquardt versehen. Bis 1777 folgten weitere Erhaltungsmaßnahmen und die Barockisierung des Schlosses.

Oberstadion war 1806 Patrimonialobervogteiamt, zu dem neben Bühl und Rettighofen auch Mühlhausen, Mundeldingen, Alberweiler, Hundersingen und Moosbeuren sowie Aigendorf, Hausen ob Rusenberg und Rusenberg gehörten. Ab 1810 wurde Oberstadion Teil des Unteramtes Munderkingen im Oberamt Ehingen und verlor 1811 alle Teilorte außer Bühl und Rettighofen.

1809 wurde Hundersingen zu eigenständigen Pfarrei erhoben. Seit dem 30-jährigen Krieg gehörte Hundersingen zur Pfarrei Oberstadion. 1826 verkauften die von Stadion Warthausen an den württembergischen Staat.

1867 wurde die Poststelle Oberstadion von der königlich Württembergischen Post eingerichtet, ursprünglich dem Postamt Biberach zugeteilt und 1893 in eine eigene Postagentur umgewandelt.

Seit 1869 wird Bühl Oberstadion zugerechnet, ist aber im Ortsbild noch sehr deutlich davon zu unterscheiden.

1908 wurde die „alte Schule“ mit pyramidenartigem Walmdach an der Mühlhauser Strasse erbaut, 1965 umgebaut, 1972/73 renoviert, heute Privatbesitz. 1908 erlosch mit Graf Philipp Franz von Stadion das Geschlecht der Grafen von Stadion im Mannesstamm. In einem komplizierten Erbschaftsprozess gewann schließlich Giesela Gräfin von Coudenhove, letzte lebende Gräfin von Stadion, das gesamte Erbe. Nach ihrem Tode 1920 fiel es an ihre Tochter, Maria Christine Gräfin von Coudenhove, welche mit Zdenko Graf von Schönborn (1879-1960) verheiratet war.

1914 erfolgte von Munderkingen aus der Anschluss an die öffentliche Stromversorgung aller Winkelgemeinden.

Durch Erlaß des katholischen Kirchenrats vom 4. April 1918 und Dekret des bischöflichen Ordinariats vom 6.12.1918 wurde die Kaplanei (Unterstadion mit Bettighofen) zur Pfarrstelle erhoben und ihr die völlige Trennung von der Mutterkirche ausgesprochen.

Der I. Weltkrieg 1914 – 1918 forderte aus Oberstadion, Rettighofen, Mühlhausen und Mundeldingen 38 gefallene und 4 vermisste Soldaten.

Erst 1929 wurde die Gemeinde Oberstadion von der Bussenwasserversorgungsgruppe mit Trink- und Brauchwasser beliefert - ausgenommen Moosbeuren, die seit 1957 von der Jungholz-Wasserversorgungsgruppe ihr Wasser erhält und bis dahin von Schemmerhofen-Alberweiler versorgt wurde.

Seit 1936 ist das Stammwappen der Grafen von Stadion Gemeindesiegel: in Schwarz drei gestürzte goldene (gelbe) Wolfsangeln.

Ab 1938 gehörten die Gemeinden Oberstadion mit Rettighofen, Mundeldingen mit Mühlhausen und Meisterhof, Moosbeuren und Hundersingen bis 1972 zum Landkreis Ehingen. (1. Kreisreform).

Der II. Weltkrieg 1939 – 1945 forderte aus Oberstadion, Rettighofen, Mühlhausen und Mundeldingen 27 gefallene und 13 vermisste Soldaten.

1956/57 wurde die ehemalige Hauswirtschaftliche-/Landwirtschaftliche Berufsschule erbaut und 1972 aufgestockt - heute Haus der Vereine.

1969 wurde von den damaligen Gemeinden Grundsheim, Hundersingen, Moosbeuren, Mundeldingen-Mühlhausen, Unterstadion, Oggelsbeuren und Rupertshofen der Nachbarschaftsschulverband Winkel mit Sitz in Oberstadion gebildet, der 1973 seine Fortführung im Nachbarschafts-Grundschulverband Oberstadion fand.

1972 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Moosbeuren und Mundeldingen mit Mühlhausen nach Oberstadion eingemeindet. (Gemeinde- und 2. Kreisreform).

1975 Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinde Hundersingen nach Oberstadion. Hundersingen hat bis heute einen Ortschaftsrat mit Ortsvorsteher.

1975 Einweihung der Mehrzweckhalle in Oberstadion.

1990 Einweihung der Christoph-von-Schmid-Schule.

1993 kaufte die Gemeinde Oberstadion das “Sprißler (Adler)-Areal” in Oberstadion.

1996 wurde der sanierte und renovierte Gasthaus „Adler“ wiedereröffnet.

1997 fand die Einweihung des Bürgersaales im Dorfzentrum statt.

1999 wurden das Rathaus, die Gemeindebücherei und die Christoph-von-Schmid-Gedenkstätte eingeweiht. Damit wurde das Dorfzentrum Oberstadion fertiggestellt. Hierzu erhielt die Gemeinde Oberstadion ca. 100 Krippenfiguren aus gebranntem Ton von Julie Deininger-Eggert (1930-2007).

2001 erreichte der Hauptort Oberstadion beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“ eine Goldmedaille des Landes Baden Württemberg.

2008 Einweihung des Krippenmuseums in der ehemaligen Pfarrscheuer.

Persönlichkeiten:
Heinrich II., Edler von Stadion († 1294), Abt im Kloster St. Blasien

Christoph von Stadion (1478–1543), Bischof von Augsburg

Johann Caspar von Stadion (1567–1641), ab 1627 Hochmeister des Deutschen Ordens

Franz Kaspar von Stadion (1637–1704), Fürstbischof von Lavant

Johann Philipp von Stadion (1652–1741), kurmainzischer Großhofmeister, Geheimrat und Kanzler

Franz Konrad von Stadion und Thannhausen (1679–1757), Reichsgraf, von 1753 bis 1757 Fürstbischof von Bamberg

Anton Heinrich Friedrich von Stadion (1691–1768), kurmainzischer Großhofmeister, Konferenzminister, Gönner Wielands und der La Roche in Warthausen

Maria Maximiliana von Stadion (1736–1818), letzte Fürstäbtissin des freiweltlichen Chorfrauenstifts Buchau

Friedrich Lothar von Stadion (1761-1811) (Friedrich Lothar Graf von Stadion-Warthausen, Domherr und Diplomat

Johann Philipp von Stadion (1763–1824), österreichischer Diplomat, Finanz- und Außenminister

Christoph von Schmid (1768-1854) Von 1816 Pfarrer in Oberstadion bis 1827, ein vielgelesener Jugendschriftsteller. Er war Dichter der bekannten Lieder „Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all“, „Christus ist erstanden“, „Beim letzten Abendmahle“, und dem weltlichen Lied „Wie lieblich schallt durch Busch und Wald“, das sogenannte „Waldhornlied“.

Franz Seraph von Stadion (1806–1853), österreichischer Verwaltungsbeamter und Politiker

Dominikus Stiefenhofer (1824-1888), Rechtsanwalt und Domänenrat, Begründer des Stadion’schen Archivs in Oberstadion, Verfasser der Geschichte der Stadion’schen Familie und schwäbischer Dichter.

Die Vergangenheit neu entdecken (oder Zurück in die Vergangenheit)

Herr Branz und Herr Steinle werden uns hin und wieder in die Vergangenheit von Oberstadion entführen. Mit viel Mühe haben die zwei Herren sich mit der Geschichte von Oberstadion beschäftigt und möchten diese mit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern teilen. Sie starten diese Reise in die Vergangenheit mit dem Ursprung der Herren (Ritter) von Stadion. Viel Spaß beim Lesen.

Ursprung der Herren (Ritter) von Stadion

Die ältesten Angaben über die Familie von Stadion erhält man aus den Ritter-Turnier-Registern. Daraus geht hervor, dass viele Ritter von Stadion an verschiedenen Turnieren im Süden Deutschlands teilgenommen haben.

Ritterturniere waren Kampfspiele, bei denen der Reiter (Ritter) sein Pferd schnell wenden und auf der Stelle tummeln (drehen) musste sowie im Galopp den Gegner vom Pferd stoßen oder seinen Gegner mit einem Kolben dessen Rüstung treffen. In der heutigen Dressurreiterei kommt „tummeln“ als Dressur -Figur vor, sie wird aber in der Dressur Pirouette genannt.

 Doch nicht jeder damalige Ritter konnte an den Turnieren teilnehmen, das kann man auch daraus schließen, dass jeder Ritter vor dem Tag des Turnieres die Ahnenprobe zu machen und zu bestehen hatte, d.h. sie mussten die adlige Geburt väterlicher- und mütterlicherseits von acht beziehungsweise von sechzehn adligen Ahnen nachweisen und bezeugen; ebenso war ein unbescholtener Wandel des einzelnen und dessen ganzen Familie unerlässliche Bedingung für die Teilnahme. Wer also an Ritterturniere teilnehmen durfte, konnte sich damals zu den höheren und angesehener Ritterschaft im adligen Stand zählen, so auch die von Stadion.

Deshalb weiß man auch, was es bedeutet hat, dass die Familie Stadion schon in den ältesten Zeiten zu den turnierfähigen adligen Geschlechtern gerechnet wurden. Manche Quellen sprechen von mannhaften, tapferen und eisernen Rittern denen von Stadion.

Bereits im Jahr 1080 nahm ein Ritter von Stadion am Turnier in Augsburg teil, wo er selbst sich zur Schau stellte, nachdem er die damaligen Bedingungen zur Zulassung erfüllte.

Nachfolgend zeigt eine namentliche und zeitliche Abfolge der Ritterturniere, an denen die von Stadion turniert haben.

Ein N. von Stadion nahm 1080 am Ritterturnier in Augsburg teil, da er durch eine Überprüfung seiner Herkunft (siehe oben) zugelassen wurde.

Anno 1165 turnierte Hans von Stadion mit Graf Rudolf von Tübingen beim 10. Turnier in Zürich. 1209 nahm Wolf von Stadion zu Worm(b)s am Turnier teil.

Burkhart von Stadion turnierte 1296 im November beim 16. Turnier Schweinfurt.

In Ravensburg turnierte Wolfgang von Stadion 1311 beim 17. Turnier.

Die Gemahlin des 1360 verstorbenen Friedrich von Stadion wurde beim 19. Turnier in Bamberg von der schwäbischen Ritterschaft in einen besonderen Rat gewählt, der aus 12 Männer und 12 Frauen bestand. Dies war eine hohe Auszeichnung, denn dieser Rat gab die Turnierregeln vor und überwachte sie; auch die Teilnahmeprüfung nahm er vor.

Ebold und Wolf von Stadion turnierten mit Rittern und Edlen auf dem Turnier zu Esslingen.

Eck von Stadion turnierte 1403 beim 23. Turnier in Darmstadt.

Zusammengestellt: Branz/Steinle

 

Fortsetzung folgt…..

Fortsetzung Teil II über den Ursprung der Herren (Ritter) von Stadion

Über die Herkunft der Ritter von Stadion.

In verschiedenen Quellen wird von einer ursprünglichen Herkunft des Geschlechts der Ritter von Stadion aus Graubünden in der Schweiz ausgegangen, so in der Oberamtsbeschreibung von Ehingen 1826, wie auch von Stiefenhofer Domänienrat, Verwalter bei den Grafen von Stadion in Oberstadion, in seinem handschriftlich verfassten Buch über die Familien von Stadion von 1880.

Die geschleifte Burg in Luzein nahe Küblis in der Schweiz sei der Stammsitz der Ritter von Stadgun. Auf der Burg in Luzein wurde in der Frühzeit eine adlige Familie vermutet, deren Namen aber nicht mehr nachweisbar ist.

Auf der Gemeindehomepage von Luzein wird eine Burgstelle Stadion genannt, wo römische Münzen gefunden wurden. Darüber hinaus nennt diese Quelle für das 12. Jahrhundert nachgewiesene Besitzungen des Churer Domkapitels, die im 13. Jahrhundert an die Freiherren von Vaz fielen, die sie aber wieder dem Kloster St. Jakobus in Klosters schenkten. Die Burg Putz, einem früheren Nachbarort von Luzein, heute mit Buchen zu Luzein vereinigt, sei im 12. Jahrhundert bis 1649 Sitz der herrschaftsberechtigten Adelsfamilie gewesen, wobei hier der Name Stadion nicht auftaucht.

Gesichert ist, dass Ritter Ludwig von Stadegun 1328 österreichischer Vogt zu Weesen am Wallensee war, der in demselben Jahr eine Marienkapelle in Oberstadion stiftete. Für das Jahr 1329 ist ein Ritter Konrad von Stadegun als Kirchherr von Oberstadion erwähnt.

Es gab also Verbindungen zwischen den Familien in der Schweiz und in Oberstadion, wobei der Ritter Konrad als Kirchherr wohl den Stammsitz Stadion repräsentierte, während Ritter Ludwig ein Bruder oder auch Sohn in österreichischen bzw. habsburgischen Diensten gewesen sein könnte. Ebenso ist 1350 ein Ritter Walter von Stadion als österreichischer Vogt in Schwaben gesichert, vermutlich ein Bruder oder Sohn des Ludwigs von 1328. Dieser Walter kam 1352 als österreichischer Vogt im Kampf gegen die Glarner ums Leben. Sein Vogtei - Burg in Näfels wurde dabei zerstört.

Herzog Albrecht von Österreich entschädigte deshalb die Familie mit Besitztümer in Schwaben und im Elsass.

Die Familie von Stadion hatte zwar noch einige Zeit Besitz in Graubünden (Schweiz), war aber danach nicht mehr in der Schweiz präsent.

Es ist denkbar, dass die von Stadion mit einzelnen Mitgliedern der Familie in habsburgischen Diensten in der Schweiz standen. Nach späteren Berichten sollen die von Stadion zum räthischen Adel in der Schweiz gehört haben, so Stiefenhofer nach seinen Recherchen in der Schweizer Chronik und im Adelsbuch des Königreiches Württemberg. Dies ist nach einigen Generationen als Vögte durchaus denkbar, muss aber nicht beweisen, dass sie ursprünglich von dort stammen. Es ist jedoch sicher, dass die Familie mit ihrem Stammzweig in oder bei Oberstadion ansässig war.

Die bisher gemeinte Herkunft des Geschlechts der Herren von Stadion aus der Schweiz ist deshalb zumindest nicht gesichert, eher zweifelhaft und darum weiter zu untersuchen.

Der Name für den Ort Stadion, (Ober.-Unterstadion), ist sicher tradiert, d.h. aus Tradition überliefert. Sprachlich hängt er wohl zusammen mit dem Stehenbach, im Oberlauf Stehen genannt, auf Schwäbisch „Stäa“, was mit „stade gu“ oder „stet gen“ (frühere Schreibweise von Stadion waren: (Stadegun, Stadegen, Stetgen), was nämlich „stat“ oder „stetig“ bedeutet, also mit dem langsam fließenden Bach zu tun haben kann, was durchaus schlüssig wäre.

Die von Stiefenhofer vermerkte Teilnahme eines Ritters von Stadion am 1. Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon 1096 und die Teilnahme mehrere Ritter von Stadion an verschiedenen Ritterturnieren haben offensichtlich nicht zwischen verschiedener Herkunft, zuerst Graubünden und dann Oberstadion, unterschieden. Deshalb ist für die gesamten Zeiträume Oberstadion als Sitz der von Stadion anzunehmen.

Es ist zu vermuten, dass es sich nur um einen Teil der Familie handelte. Der Hauptsitz der Familie muss in Oberstadion oder um Oberstadion gewesen sein.

Außerdem gibt es eine Reihe von Belegen für einen ständigen Aufenthalt in Oberstadion mindestens ab dem Jahr 1270, also fast hundert Jahre vor dem Ende des letzten Vogtes in Graubünden. Ebenso ist Ritter Walter von Stadgen als Zeuge bei einer Vertragsvereinbarung mit Graf Ulrich von Berg genannt, wie im Biberacher Spitalarchiv 13.08, 1320, 1321 und 1339 vermerkt ist.

Auch beweisen folgende urkundliche Nachrichten, die wir einem Direktor von Kaiser verdanken, dass die Herren von Stadion nicht in Folge einer Vertreibung aus der Schweiz in Schwaben erschienen sind. Denn in den salmischen Urkunden erscheinen Walther von Stadegun zu Stadion, Ritter, bereits, 1270 und danach Ludwig von Stadegun 1286.

Der Ort Stadion (Stadigun) ist erstmals 1129 erwähnt. Und die erste Erwähnung der Kirche und Pfarrei Stadion 1275 mit der sicher deutlich älteren Martinskirche sind Hinweises für die Identität von Ort und Familie von Stadion.

Nach dem österreichischen Pfand- und Lehensrodel der Grafschaft Friedberg vom Jahr 1313, besaß Dominus von Stadgen für die lehenbare Burghut auf dem Bussen einen Hof in Riedlingen und schon in dem älteren lateinischen Rodel (Listen, Verzeichnisse) kommt Dominus von Stadgen mit dem Feodo castr. (Burglehen) auf dem Bussen vor. Das heißt, dass die Ritter von Stadgen schon vor der genannten Zeit in Graubünden in Schwaben gewesen sein müssen. Sie wurden nur von den Habsburger Herzögen in der Schweiz als Vögte ihrer Herrschaftsgebiete eingesetzt.

1316 wurden die von Stadion urkundlich als Gefolgsleute an der Seite des Pfalzgrafen Wilhelm II bezeichnet. Sie nannten sich damals noch „ von Stain zum Rechtenstein und Stadegund“.

1373 hat sich Eitel von Stadion aus Geldnot gezwungen gesehen, Bühl, Mühlhausen, Hundersingen und seinen Besitz in Alberweiler an die Ulmer Patrizier Brandenburger und Felberer zu verkaufen.

(Fortsetzung III. Teil folgt)

Branz/Steinle

Quellen:

D. Stiefenhofer - Chronik der gräflichen Familie von Stadion 1880

Beschreibung des Oberamtes Ehingen 1826

Dipl.-Ing. Albert Ackermann - Seine Nachforschungen zu den Herren von Stadion

Diverse Ortschroniken, die in Beziehung zur Herrschaft von Stadion standen.

Josef Forderer: Geschichtlicher Hintergrund des Denkmals im Evangelischen Stift in Tübingen

Fortsetzung Teil III über den Ursprung der Herren (Ritter) von Stadion

Was die weitere Entwicklung der Familie von Stadion vom 11. Jahrhundert an, nach ihre Teilung in eine schwäbische und elsässische Linie Anfang des 15. Jahrhundert war, wird im nachfolgenden Text eingegangen.

Da die Ritter von Statgun als Vögte in der Schweiz von den Habsburgern eingesetzt waren, hielten sich einige Ritter der Familie in Graubünden auf. Es wird von einem Walter von Statgen (Ritter) berichtet, der auf der Burg in Näfels wohnte und im Land Glarus ein strenger, tapferer Mann war, den die Glarner aber hassten. Als Österreich das Glarner Land unterwerfen wollte, zog Walter in deren Auftrag gegen die Glarner ins Feld und wurde von den ihnen besiegt und dabei getötet sowie dessen Burg in Näfels im Jahr 1352 zerstört.

Nach dieser kriegerischen Auseinandersetzung mögen sich die Edlen von Stadion in der Weise nach Schwaben gewandt haben, weil sie von den Habsburgern für die verlorenen Besitztümer in der Schweiz für dessen Treue teils mit Besitztümer in Schwaben und teils im Elsass entschädigt wurden.

So teilten sich die Familien in eine elsässische und schwäbische Linie.

Zunächst zur schwäbischen Linie:

Ludwig von Stadion war vermählt mit Agnes von Grafenegg, er starb 1449.

Sein Bruder Hans von Stadion, Ritter, „der Reiche“ genannt, war brandenburgischer Hofmeister, seine Gemahlinnen waren Margarete von Stein und Anna von Kaltental (Ihr Epitaph (Grabinschrift) hängt in der Kirche an der vorderen rechten Säule).

Nach den im Oberstadioner Familienarchiv vorhandene Urkunden verkaufte ja Eitel von Stadion und sein Bruder Burkhart von Stadion den Besitz Stadion samt Zubehör im Jahr 1373 an Burkhart von Erllerbach (heutige Erbach).

Im Jahr 1380 eignete sich Herzog Friedrich von Teck die Besitzungen von Stadion an und gab sie dem von Erllerbach und dessen Nachkommen zu Lehen.

Lehen bedeutet, dass ein Eigentümer einem anderen sein Eigentum zu dessen Nutzen überlässt.

Im Jahre 1388 verkaufte Burkhart von Erllerbach Stadion samt Zubehör an Hildebrand Brandenburger von Biberach. Dieser wiederum verkaufte die Besitzungen Stadion, Bühl und Rettighofen nebst allen „Zugehörungen“, darunter die Buchhalde und das Mühlholz 1452 an Hansen, Ritter, von Stadion. Dieser Hans von Stadion, genannt der“ Reiche“, kaufte die ehemaligen Besitzungen der von Stadion in und um dem heutigen Ort Oberstadion zurück.

Er hat das Alte Schloss zum Teil verbessert und ist Stifter und Begründer des

Familien -Fideikommisses, in dem vertraglich festgesetzt ist, dass die Besitzungen von Stadion bei Gefahr der Nichtigkeit nicht mehr veräußert werden dürfen.

Im verdankt die Familie große Gütererwerbungen, indem er auch die von seinem Vater an die Ulmer Patrizier verpfändeten Güter wieder auslöste.

Im Jahre 1450 verkaufte Graf Ulrich von Württemberg an Ritter Hans von Stadion die Burg Arnegg mit dem Dorf darunter, der Mühle, der Fischenz in der Blau und Ermingen um 6300 Gold-Gulden.

In welchem Reichtum und Ansehen damals Hans der Reiche stand, geht auch daraus hervor, dass Österreich die Herrschaft Ehingen (Stadt und Herrschaft Ehingen, sowie Berg und Schelklingen) 1428 an Hans von Stadion verpfändete und übergab. Als der letzte Graf Conrad von Berg, der letzte seines Stammes, 1345 starb, trat das Haus Österreich in den Besitz der Herrschaften von Berg, Ehingen und Schelklingen ein, das ihm Graf Conrad von Berg zugesichert hatte. Dies geschah zu großem Verdruss des Grafen Ulrich von Württemberg, der, man weiß nicht aus welchem Grunde, sich Hoffnung auf den Besitz der Herrschaft der Berger Grafen gemacht hatte. Deshalb hat er 1343 seinen Sohn Eberhard (genannt: der Greiner) gegen den Grafen von Berg und den Herzog Albrecht von Österreich zu Felde ziehen lassen, um die Herrschaft Berg, Ehingen und Schelklingen gewaltsam sich an zu eigenen, was ihm jedoch nicht gelang.

So wurde 1428 an Hans von Stadion „Ehingen, Schelklingen und Berg“ verpfändet. Er hatte den ansehnlichen Besitz der berühmten Grafen von Berg lange Zeit und auch einige seiner Nachkommen von ihm als Pfandschaft inne, bis Ehingen sie selbst auszulösen im Stande war.

Nun zu der elsässischen Linie.

Einige Mitglieder der elsässischen Linie hielten sich sowohl in Schelklingen als auch im Elsass auf. Unter anderem der spätere Fürstbischof von Augsburg, Christoph von Stadion, 1478 in Schelklingen geboren. Er wirkte in Augsburg von 1517 bis 1543 als Fürstbischof der Diözese Augsburg zurzeit der Reformation, die er anfänglich ganz ablehnte.

In seiner Zeit als Bischof traten Tausende und selbst viele Priester und Mönche zum Protestantismus über, was auch in Augsburg der Fall war. Später suchte er durch den Einfluss von Erasmus von Rotterdam den Ausgleich mit den Lutheranhängern. Er war ein hochgebildeter und kluger Mann. Die Gelehrten der damaligen Zeit nannten Christoph von Stadion: „ Nobilis genere, nobilior eruditione, nobilissimus virtute“ d.h. von vornehmen Geschlecht, von vornehmlicher Bildung, von höchster Mannhaftigkeit (Tugend).

Sein Vater war Nikolaus von Stadion aus der elsässischen Linie. Sich mit seinem Leben und Wirken auseinander zu setzten, wird in einer späteren Fortsetzung erfolgen.

Die Pfandvereinbarung mit dem Haus Österreich wurde Hans von Stadion die Aufsicht über wirtschaftliche und rechtliche Angelegenheiten übertragen.

So mussten er und seine Nachkommen ab und zu eingreifen, wenn es um rechtliche und wirtschaftliche Auseinandersetzungen vor allem in Ehingen ging.

Hans der Reiche starb 1449 kinderlos. Sein Wahlspruch war: „Deus non deseret suum“ d. h. Gott verlässt die seinen nicht.

Da er keine Nachkommen hatte, ging sein Erbe an die Kinder seines Bruders Walther, der insgesamt 10 Kinder hatte, drei sind bald nach der Geburt gestorben. So blieben als männliche Erben die letzten beiden Nachkommen Burkhart und Wilhelm übrig, da ihre Schwestern alle verheiratet wurden, lediglich ihre Schwester Agathe von Stadion wurde später Äbtissin im Kloster Heggbach.

Wilhelm von Stadion war ein enger Vertrauter des Herzogs Eberhard im Bart von Württemberg, an dessen Hof er fast immer verweilte. Mit ihm machte er mit einer größeren Anzahl von Rittern 1468, im Geiste der Religiosität jener Zeit, eine Pilgerfahrt ins Heilige Land. Auch bei Gründung der Universität Tübingen 1477 stand Wilhelm dem Grafen Eberhard Rat zur Seite.

Wilhelm war zusammen mit seinem Bruder der Erbauer der Pfarrkirche in Oberstadion, die 1473 vollendet wurde. Er hat auch den Pfarrhof und das Schloss, das größtenteils aus Holz bestand, gebaut. Da er Mitglied des schwäbischen Bundes war, zeigt, dass er zu seiner Zeit ein hoch angesehener Adliger war.

Zusammengestellt: Branz/Steinle

Stadion und der Johanniterorden Überlingen

Eintritt Ludwigs von Stadion in den Johanniterorden Überlingen

Der Sohn Walters (+1339) und der Anna von Stadion geb. von Ellerbach (Vorgänger von Ulm-Erbach), Ludwig von Stadion1 (+1364) trat nach dem Tod seiner Frau Agnes von Friedingen (vor 1357) in die Johanniter-Kommende in Überlingen ein. Er ist bereits am 18. März 1357 als Johanniter in Überlingen nachweisbar. In einer am 7. September 1358 in Konstanz ausgestellten Urkunde wird der Verkauf von Widemhof2 und Kirchensatz in Oberstadion von Ital (Eitel)3 von Stadion an seinen Vater Ludwig von Stadion, der Angehöriger des Johanniterordens in Überlingen ist, sowie an den Johanniterorden für 800 lb. h. (Pfund guter Heller) verbrieft. Das heißt: dass Widemhof und der Kirchsatz nicht nur an Ludwig von Stadion, sondern auch an den Orden verkauft wurde. Bezahlt haben dürfte die 800 lb. h. wohl Ludwig von Stadion, welcher zum Eintritt in den Orden eine „Gabe (Stiftung - Mitgift)“ einbringen sollte, bzw. musste. Nach einer weiteren Urkunde von 7. Mai 13604 kam erst zu dieser Zeit der stadion’sche Kirchensatz, bzw. das Patronatsrecht5 von Herzog Friedrich von Teck6 als Lehen an Ital von Stadion, wogegen dieser dem Friedrich von Teck sein „eigen“ gehöriges Dorf Aigendorf zu Lehen gab. Somit dürften der Widemhof und der Kirchensatz wohl 1361, spätestens 1362 an die Johanniter übergegangen sein.

Streit um den Frauen-Altar von 1328

1394 wurde ein Streit zwischen dem Komtur des Johanniterordens in Überlingen und Wilhelm (+1408) und Hans7 (+1458) von Stadion um die Messe und Lehenschaft des Frauenaltars8 (weitere Bezeichnungen dieser Kaplanei: „Altar“, „Marienaltar“, „Liebfrauen-Kaplanei“, „Kaplanei B.V.M.“) im Dorf Stadion entschieden. Wilhelm von Stadion (der Ältere der Brüder) soll mit Urkunden oder Zeugenaussagen nachweisen, dass die „Messe und der Altar von seinem Vorfahren gestiftet und als Seelgerät9 den von Stadion verliehen worden sei“. In einer Anmerkung aus dem 15. Jhd. heißt es: „ain urtail brieff, darinn herr Hanns und Wilhelm sin bruder selig unser frowen altar zu liben mit recht behalten habe“. Das heißt, dass der Streit zugunsten von Wilhelm und Hans von Stadion entschieden wurde.

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1 Ludwig von Stadion (-1364) war Sohn des Walter von Stadion († 1339) und der Anna von Ellerbach. Dieser Walter von Stadion war ein Bruder des Ludwig von Stadion (+1328, SƟŌ er des Frauenaltars).

2 Widemhof (WiƩ umhof) Hof des Pfarrers mit Weiden, Holtz (Wälder), Felder, Äcker, Wiesen, Wegen, Stegen, Wasser und mit allen Rechten, benannt oder unbenannt.

3 Ital (Ytal oder Eitel) von Stadion (+1392), Sohn des Ludwig von Stadion († 1364) und der Agnes von Friedingen.

4 1360: Urkunde im Generallandesarchiv Karlsruhe, U. A. 2/150. Das Datum 7. Mai 1360 wurde dem Verfasser dieser Zusammenstellung am 12. Juli 2021 vom Generallandesarchiv Karlsruhe durch Dr. Rainer Brüning bestätigt.

5 Kirchensatz – Patronat = dem Besitzer stehen neben den Pfründen (Einkommen) auch Mitspracherechte bei der Besetzung der Pfarrstelle zu.

6 Friedrich III. von Teck *um 1325, +28.09.1390. Österreichischer Landvogt in Schwaben u. Elsass u. a.

7 Wilhelm und Hans von Stadion sind Söhne des Ital von Stadion (+1392)

8 Anmerkung aus dem 19. Jh.: „Bei dem genannten Altar derer von Stadion handelte es sich um den Marienaltar B.V.M., >d. h. das Patronat zur Caplanei Moosbeuren<“, welches mit dem halben Zehnten von Moosbeuren datiert war

9 Seelgerät = Ein testamentarisch vermachtes Vermögen aus Gütern oder Einkünften an eine geistliche Institution zum Seelenheil des Stifters, z. B. Jahrtagsmessen (Riepl). „… Stiftung zugunsten des Seelenheils einer Person …“ hier zitiert nach „Die Kirche von Oberstadion“ – Dissertation von Hans Lamp, Bettighofen, 1940. S. 29 Fußnote.

Da die Johanniter die Pfründe (Einkommen) dieses Altars an die von Stadion verloren und der Orden „keine fremden Götter neben sich duldeten“ oder aus Angst, weitere Anteile an der Pfarrkirche Stadion zu verlieren, beantragten sie bei Papst Bonifatius IX. (Papst von 1389-1404) die Inkorporation10 aller Schenkungen und Erwerbungen, welche sie 40 Jahre und länger in „ungestörtem“ Besitz hatten. Bei der Pfarrkirche Stadion war das Problem, dass die Johanniter 1395/96 diese „Gabe - Mitgift“ von Ludwig von Stadion erst seit 1361/62 besaßen, da vorher das Patronat Friedrich von Teck innehatte. Auf besondere Bitte der Johanniter genehmigte Papst Bonifatius IX. die Inkorporation der Stadioner Kirche am 16. Februar 1396 nach erst 34 Jahren Besitz trotzdem. Dieser Papst war allen Ordensgemeinschaften sehr gewogen.

Unterschiedliche Auffassungen über die Herrschaft der Johanniter

Die Heiligenpfleger (Kirchenpfleger) von Stadion, Heinz Hainggel und Heinz Maerklin, tauschen anno 1400 Wiesen in Moosbeuren mit Jopp von Hall zugunsten der dem Johanniterorden Überlingen gehörenden Kirche von Stadion. Die Brüder Konrad, Wilhelm und Hans von Stadion schließen 1401 einen Vergleich mit dem Johanniterorden Überlingen, da dieser die Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche aufgrund der gezeigten Kaufurkunde an der Kirche in Stadion nachweisen konnte, die Vorfahren derer von Stadion, ausgestellt hatten. Somit stand dem Orden das Einsetzungsrecht der Priester, Mesner und Heiligenpfleger, aber auch die Erträge aus den Pfründen von (Ober)-Stadion uneingeschränkt zu mit Ausnahme der Altarpfründe in der Kirche (Marienkaplanei) von 1328, welche den von Stadion gehörte. Schon 1404 war Heinrich Lutz aus Mengen weltlicher Pfarrer von Stadion und somit nicht vom Orden eingesetzt. Der Orden teilte ihm einen „herr des ordens“, einen sogenannten „Leutpriester“ zu, welcher wenigstens am Pfründeinkommen beteiligt war und verköstigt werden musste, wenn schon nicht das ganze Einkommen dem Orden zustand. Trotzdem sollte Heinrich Lutz 8 Pfund Heller an den Orden für den Helfer bezahlen. Auch konnte Heinrich Lutz den „Leutpriester“ bestellen und entlassen. Die Herrschaft des Johanniterordens Überlingen war ziemlich gierig auf eigene Vorteile und vor allem auf Einnahmen aus Pfründen eingestellt. Um 1420 waren dem Orden 75 Pfarreien inkorporiert. Ende des 15. Jh. beklagte sich der Konstanzer Bischof gegenüber dem Papst über Verluste von ca. 50.000 fl . (Gulden) seiner Diözese. Papst Clemens VII. (Pontifikat 1523-1534) erklärte 1528 sämtliche Steuerprivilegien des Ordens für „erschlichen“ und „gefälscht“!11

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10 Inkorporation: die rechtliche Selbständigkeit der Kirche hörte damit auf und diente der wirtschaftlichen Versorgung der begünstigten Institution. Die Gebühren für einen Inkorporationsvorgang waren ein begehrter Ein[1]nahmefaktor, weshalb das Papsttum zeitweilig versuchte, diesen für sich zu reservieren. Ansonsten konnte auch ein Bischof die Inkorporation be[1]stätigen. Wikipedia.

11 P. Hinschius, Art. Exemtion, S. 689, und H. Baier, Exemtion, S. 160/162 in „Die Kirche von Oberstadion“ – Dissertation von Hans Lamp, Bet[1]tighofen, 1940 S. 32

 

 

Rückführung des Patronats der Pfarrkirche St. Martin Oberstadion an die „von Stadion

“ Hans „der Reiche“ beabsichtigte schon 1451 eine selbständige Kommende der Johanniter in Oberstadion zu stiften, sowie die Kirche neu auszustatten und ein Ordenshaus zu errichten. Das neue Ordenshaus in Stadion sollte nur dem Meister des Ordens in Deutschland unterstellt werden, nicht den Überlingern. (Ich unterstelle ihm: um auch das Patronat wieder nach Oberstadion zurückzuholen, bzw. wieder an die „von Stadion“ zu bringen). Johannes Schenk von Stauffenberg, Johanniterkomtur in Überlingen und Johann Loesel, (1445-1460) (Groß-)Prior der Johanniterin Deutschland), übergaben 1452 vertraglich Ritter Hans von Stadion die Pfarrkirche für das von ihm gestiftete Johanniterhaus in Oberstadion. An den Orden in Überlingen bezahlte er 1.000 rheinische Gulden. Der Plan mit dem Johanniterhaus in Stadion kam jedoch nicht zur Vollendung, da Hans von Stadion 1458 starb und sein Erbe an Wilhelm von Stadion fiel. Im Juni 1467 forderten Wilhelm und Burkhard von Stadion den Vollzug des Kaufvertrags, den Hans von Stadion 1452 ausgehandelt hatte, und nach Bezahlung von (zusätzlichen) 200 Gulden plus 50 Gulden für Jahrtage, zugunsten ihres ehemaligen Ordensbruders, Ludwig von Stadion († 1364), welcher die Stadioner Kirche dem Johanniterorden Überlingen gestiftet hatte. Da hiermit die Beziehung nach 15! Jahren mit dem Johanniterorden Überlingen endgültig beendet war, dotierten Wilhelm und Burkhard von Stadion die Kirche 1468 neu und übernahmen damit auch das Patronat, welches dann bis 1908 bei den von Stadion blieb.

Neufundation 1468

Nach 106 Jahren in der Hand des Johanniter-Orden Überlingen erfolgte eine Neufundation der Stadioner Kirche 1468 durch Wilhelm von Stadion. Wichtige Punkt dabei waren:

- Das Patronatsrecht – auch für die männlichen Erben der Familie gültig

- Bischöfliche Jurisdiktion (Rechtsprechung durch den Bischof)12

– Unterhalt des Pfarrers - der Pfarrer soll 2 geistliche Helfer (Kapläne) haben

- die Kirche bekommt den großen Zehnten von Stadion, Rettighofen, Birckenbrug (abgegangener Ort bei Unterstadion) und Mundeldingen, ferner den Heuzins, sowie den kleinen Zehnten dieser Orte

 - den Zehnten der Äcker in Moosbeuren

- ferner die jährlichen Gaben (oblationes) und Gebühren für Amtshandlungen

Weiterhin teilt der „Knappe (armiger)“ Wilhelm von Stadion 1468 dem Konstanzer Bischof Hermann III. von Breitenlandenberg (1466-1474) mit, dass er eine ewige Messe auf dem den hll. Michael und Sebastian geweihten mittleren Altar in der Pfarrkirche Oberstadion gestiftet habe. Er behalte sich und den männlichen Nachkommen der Familie von Stadion das Patronats- und Präsentationsrecht vor. Wilhelm von Stadion überträgt dem Kaplan des Michael- und Sebastian-Altars den großen und kleinen Zehnten in Mühlhausen und einen Hof in Dietershausen als Pfründe. Bischof Hermann von Konstanz genehmigt beide Stiftungen.

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12 Bischöfliche Jurisdiktion: Überwiegend Eheangelegenheiten als Hauptbetätigungsfeld: die Frage nach dem Ehebestand, Verlöbnis, Streitigkeiten aus dem ehelichen Güterrecht oder Unehelichkeit der Geburt sowie Alimentationsansprüche. Vgl. P. Hinschius, Art. Exemtion, S. 689, und H. Baier, Exemtion, S. 160/62 in „Die Kirche von Oberstadion“ – Dissertation von Hans Lamp, Bettighofen, 1940, S. 32 –

 

Der Johanniterorden und die Kommende Überlingen

Der Johanniterorden entstand nach der Eroberung Jerusalems durch das Heer des Ersten Kreuzzuges im Jahre 1099 als „Orden vom Hospital des Heiligen Johannes zu Jerusalem“. Die Ritter wurden als „Johanniter“ oder „Hospitaliter“ bezeichnet.

Nach dem Untergang der Kreuzfahrerstaaten (u. a. Jerusalem) wurde der Sitz des Ordens zunächst 1291 von Akkon nach Zypern verlegt und 1309 nach Rhodos (Rodesier). Nach der Eroberung der Insel durch die Osmanen ließ sich der Orden nach mehreren Zwischenstationen 1530 in Malta nieder. So entstanden die heute üblichen Bezeichnungen „Malteser“, beziehungsweise „Malteserorden“. Der Johanniter-Orden hatte sich zur Aufgabe gemacht, die Verwundeten der Kreuzzüge zu pflegen und sich dann ganz allgemein um Kranke und Arme zu kümmern. Ab Ende 15., Anfang 16. Jhd. übernahmen die Johanniter auch den bewaffneten Schutz der Pilger, überwiegend als „Seemacht mit eigenen Galeeren“! Im Jahr 1538 entstand ein protestantischer Zweig des Ordens, der bis heute Johanniterorden genannt wird. Die Johanniter-Unfall-Hilfe ist eine Hilfsorganisation dieses evangelischen Ordenszweigs. Die Johanniterkommende Überlingen bestand von 1257 bis 1806 und war mit Personal bescheiden ausgestattet (z. B. 1285: ein Komtur, ein Prior und 6 Ritter). Überlingen war dem Großpriorat Heitersheim im Breisgau unterstellt. Das Haus St. Johann zu Überlingen hatte keine andere Zweckbestimmung, als das Eigentum des Ordens zu mehren. Große und repräsentative Bauwerk gab es keine, lediglich eine Ordenskirche, ein Amtshaus für den Verwalter und die üblichen landwirtschaftlichen Gebäude, wie Stallungen, Scheune und Kelterhaus. Ein Hospital hat der Orden in Überlingen nie betrieben. Der Ordensbesitz wurde 1805 auf Befehl des badischen Kurfürsten und nachmaligen Großherzogs Karl Friedrich in Beschlag genommen. 1818 wurden die Kapelle und die Wirtschaftsgebäude abgebrochen. Lediglich das Ritterhaus zeugt heute noch von der einstigen Präsenz der Johanniter in Überlingen.

Verwendete Literatur:

- „Aus dem Archiv der Grafen von Stadion – Urkunden und Amtsbücher des Gräfl ich von Schönborn’schem Archivs Oberstadion“ Bearbeitet von Hansmartin Schwarzmaier, Jörg Martin und Wilfried Schöntag. Edition Isele, Konstanz-Eggingen und OEW. 2007.

- „Die Kirche in Oberstadion – Die Beziehungen der Familie von Sta[1]dion zur Kirche in Oberstadion und zu anderen Kirchen in Schwaben, besonders in der Herrschaft Oberstadion“. Inaugural-Dissertation zur Erlangung eines Doktorgrades … vorgelegt von Hans Lamp, Gerichtsreferendar aus Bettighofen, Kreis Ehingen. 1940.

- „Allgemeine historische Notizen zu Ursprung, Abstammung, ursprünglichem Besitz und Genealogie der Familie von Stadion“. Quelle: Herr Stiefenhofer, Gräfl icher Forstverwalter der Graf von Stadion’schen Forstverwaltung Oberstadion. Verfasser der Dokumentation ist Dr. Dominikus Stiefenhofer (03.08.1824-11.10.1888), Rechtsanwalt und Domänenrat in Oberstadion. Meine Vorlage stammte von der Gemeinde Oberstadion (Bürgermeister Manfred Weber), geschrieben mit Bleistift auf hochkariertem Papier von Thomas Haug, 2005.

- „Der Alb-Donau-Kreis“ Band II. - Gemeindebeschreibungen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992.

- „Festschrift 70 Jahre Liederkranz Oberstadion“ Herausgegeben vom: Liederkranz Oberstadion. Gesamtzusammenstellung: Georg Steinle. Schlegel-Werbung Unterstadion, 1993.

- „Geschichte Oberstadion“ mit Teilorten Hundersingen, Meistehof, Moosbeuren, Mühlhausen, Mundeldingen, Rettighofen. Datensammlung verschiedenster Quelle. Ungedruckt: Gerhard Branz Juli 2001/ überarbeitet 2010/2016.

- „Zur Geschichte der Malteser-Kommende Überlingen 1257- 1807“ Badische Heimat 58 (1978) von Hermann Schmid, Überlingen/See. - Leo-BW „Johanniterkommende Überlingen Detailseite“.

- „Zum Übergang der Pfarrei Oberstadion an die Johanniterkommende Überlingen“ Prof. Immo Eberl in Band 40/41 „Ulm und Oberschwaben“ 1973.

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